100 Jahre Zahnradfabrik Sauter Bachmann AG

Von Netstal in die Luft und ins Weltall

von Kurt Meyer

 

Fabrikationshalle am Zaunweg
Fabrikationshalle am Zaunweg

 

Die Entstehung der Firma

 

Heinrich Sauter, geboren 1883, machte die Lehre als Schlosser im Betrieb seines Vaters in Netstal. Nach der Lehre ging er auf Wanderschaft. Mehrere Jahre arbeitete er in Paris und London und bildete sich an Abendschulen weiter. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz fand er Arbeit bei den Firmen Saurer in Arbon, Oerlikon-Bührle in Oerlikon und Georg Fischer in Schaffhausen. Bei seiner Tätigkeit in der Zahnradfabrik Maag in Zürich lernte er Walter Bachmann kennen. Dieser hatte sich im Technikum Winterthur zum Maschinentechniker ausgebildet. Die beiden wurden Freunde und beschlossen, eine Firma zu gründen.

 

Die Firmengebäude in der Sandrüti nach der Fertigstellung 1923
Die Firmengebäude in der Sandrüti nach der Fertigstellung 1923

Am 1. Juli 1922 gründeten sie die Firma Sauter Bachmann & Cie. Heinrich Sauters Schwiegervater, Konditormeister Tobias Staub-Heussi, beteiligte sich mit einer für die damalige Zeit grossen Summe von 40'000 Franken an dem Geschäft. Die Produktion startete im Haus von Jakob Sauter am Lindenweg 7. Er war der Bruder von Heinrich. Doch schon 1923 baute die Firma in den Sandrütenen ein eigenes Fabrikgebäude.

Die globale Finanzkrise 1929 ging auch an der Firma Sauter Bachmann nicht spurlos vorüber. 1930 hellte sich der Himmel über der Firma auf, weil sie für sechs Lokomotiven der Bodensee-Toggenburg-Bahn die Antriebsräder herstellen konnte. Diese modernen Drehgestelle mit zwei angetriebenen Achsen bewährten sich und so konnte die Firma für drei Bahngesellschaften Drehgestelle für etliche Loks und Triebwagen fertigen. Weil nach dem zweiten Weltkrieg die Wirtschaft schneller wuchs als angenommen worden war, musste der Betrieb immer wieder erweitert werden. Bis 1994 gab es vier Erweiterungen.  

 

 

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Vier Generationen in der Geschäftsleitung

 

Heinrich Sauter-Staub und Walter Bachmann-Gallati führten die Firma von Beginn an während 28 Jahren. Weil Heinrich Sauter-Staub im Herbst 1950 überraschend starb, musste sein Sohn Heinrich Sauter-Gantenbein das Geschäft übernehmen. Walter Bachmann-Hauser leitete nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1960 mit Heinrich Sauter-Gantenbein während 35 Jahren die Firma. Ab 1996 übernahmen Martin Sauter und Walter Bachmann-King die Führung des Unternehmens in dritter Generation. Weil Walter Bachmann-King im Jahr 2004 an einer heimtückischen Krankheit starb, rückte sein Sohn Max Bachmann im Verwaltungsrat der Firma nach.

 

 

Erfolgsgeschichte der Sauter Bachmann AG:

Schlüsselprojekte in der Luftfahrt- und Weltraumindustrie

 

Landeklappenantrieb für PC-12

Als die Flugzeugwerke in Stans Probleme mit den aus den USA gelieferten Landeklappenantrieben bei ihrem Flugzeug PC-12 bekamen, forderte die amerikanische Luftfahrtbehörde eine schnelle Lösung. Die Firma Sauter Bachmann stellte einen Prototyp eines solchen Antriebes her, der die gestellten Anforderungen erfüllte. Dieser Antrieb wurde für die Serienproduktion ausgewählt und seither fliegen alle der über 1800 PC-12 mit dem Sauter Bachmann-Landeklappenantrieb.

 

Zusammenarbeit mit General-Electric

Ein weiteres wichtiges Standbein der Sauter Bachmann AG ist die Zusammenarbeit mit der Weltfirma General-Electric (GE), konnte doch Sauter Bachmann bei der Beschaffung der F/A-18-Kampfflugzeuge der Schweizer Armee Teile für diesen Flugzeugtyp liefern. Als GE Jahre später einen zuverlässigen Lieferanten in Europa für das Getriebe ihrer Kampfflugzeuge suchte, gewann die Firma 2004 gegen einen deutschen Mitbewerber diese Ausschreibung und damit einen langfristigen Vertrag für die Zusammenarbeit mit GE, was sie bewog, 2005 am Zaunweg ein Fabrikationsgebäude zu bauen. GE wird auch in Zukunft ein wichtiger Kunde bleiben.

 

Pumpenantrieb für Hochleistungspumpe für die Weltraumorganisation ESA

Weil die Firma Maag in Zürich die Produktion für den Antrieb einer Pumpe in der Ariane-5-Rakete der Europäischen Weltraumorganisation ESA 2006 einstellte, sprang die Firma Sauter Bachmann AG ein und stellt nun den Antrieb dieser Pumpe her. Dieser Antrieb ist ein exklusives und anspruchsvolles Produkt, muss er doch innert einer Sekunde die Umdrehungen auf 62'000 Umdrehungen pro Minute hochfahren. Die Zahnräder von Sauter Bachmann müssen dann ohne Schmierung 14 Minuten lang im All bei extrem tiefen Temperaturen funktionieren. Wäre dies nicht der Fall, würden Rakete und Satellit im Wert von 300 Millionen Euro abstürzen und verloren gehen. Verloren ginge aber auch das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der ESA mit ihren Weltraumtransporten und somit auch in die Produkte der Firma Sauter Bachmann AG.

 

Antrieb für den Marenco Swisshelicopter

Gelegenheit den guten Ruf, die Kreativität und die Zuverlässigkeit der Leute und der Produkte von Sauter Bachmann zu bestätigen, gab es auch, als Martin Stucki von Marenco Swisshelicopter mit seinen vagen Ideen für einen Helikopterantrieb zu Sauter Bachmann kam. Die Marenco- und die Sauter Bachmann-Leute entwickelten gemeinsam ihre zum Teil visionären Ansichten zu einer funktionierenden, technischen Lösung. Diese Lösung überzeugte auch die neue italienische Eigentümerin, die der Firma den Namen Kopter gab. Die Zusammenarbeit geht weiter und Sauter Bachmann bekommt wegen ihrer Produkte-Qualität aus Italien sogar Bestellungen anderer Produkte.

 

Antriebseinheiten für den DURO

Militärisch und zivil wird das geländegängige Fahrzeug DURO (DUrable und RObust) von verschiedenen Armeen und Feuerwehren genutzt. Die ganzen Antriebseinheiten für dieses Fahrzeug der MOWAG werden in Netstal gefertigt.

 

Blick in die heutige Fabrikationshalle am Zaunweg
Blick in die heutige Fabrikationshalle am Zaunweg

 

Dieses Zusammenarbeiten mit Firmen hat sich mit der Zeit nachhaltig und langfristig entwickelt. So geniesst heute die Sauter Bachmann AG das Vertrauen von weltbekannten Firmen. Deshalb braucht man sich um die Zukunft der Firma keine Sorgen zu machen.

 

 

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