Grosser Felssturz am Wiggis, 28. Mai 1919

von Hans Speck

Naturwissenschaftliche Sammlungen des Kantons Glarus, Fotografische Aufnahme von Jakob Oberholzer
Naturwissenschaftliche Sammlungen des Kantons Glarus, Fotografische Aufnahme von Jakob Oberholzer

 

Am 28. Mai 1919 um 11.55 Uhr ereignete sich ein grosser Felssturz zwischen Netstal und Näfels. Das Trümmerfeld lag zirka 200 Meter südlich der Mettlenseeli auf Netstaler Boden. Noch heute sind die Narben an der Ostwand des Wiggis sehr gut erkennbar und auf dem ehemaligen riesigen Schutthügel war vor einiger Zeit noch eine Kehrichtdeponie.

Die eigentliche Abbruchstelle ist gut sichtbar und befindet sich auf der Höhe des "Oberen Gitzifad". Der Abbruch erstreckte sich auf einer Breite von zirka 150 Metern bis rechts zu den "Zöpfen", hinunter über die "Hohlwand", den "Bruch" bis in die Talsohle, wo ein riesiger Schutthaufen mit grossen und kleinen Felsbrocken, Bäumen, Schutt und Geröll zurückblieb. Insgesamt dürften bei diesem Felssturz schätzungsweise 30'000 Kubikmeter Fels zu Tal gestürzt sein.

 

 

Felsbrocken vom Felssturz 1919

  

Im Zusammenhang mit diesem Felssturz hat alt Landammann Dr. Fritz Stucki, damals ein kleiner Junge, die dramatischen Ereignisse in seinem Büchlein "Aus vergangenen Zeiten“ festgehalten. Dieses Büchlein hat Dr. Stucki eigens zur Goldenen Hochzeit geschrieben und seiner Familie gewidmet. Sein Sohn Dr. Ruedi Stucki hat in verdankenswerter Weise die Erlaubnis erteilt, Auszüge aus diesem Büchlein zu publizieren. Herzlichen Dank an dieser Stelle!

 

Aus dem Büchlein "Aus vergangenen Zeiten“ vom ehemaligen Netstaler Ehrenbürger, Ständerat, Landammann und Regierungsrat Dr. Fritz Stucki:

 

Damals konnte sich auch ein kleiner Knabe noch ungefährdet im Dorf bewegen. Motorfahrzeuge gab es fast keine und die Fuhrwerke boten kaum eine Gefahr. Das "druuf hoggä" war für uns Knaben ein beliebtes Spiel, und zuweilen war es sogar gestattet, beim Fuhrmann auf dem Bock oder neben ihm auf dem Vorderwagen zu sitzen. So konnte ich einmal mit Jakob Weber (Zieglers Schaag), der damals ein junger Bursche war, bis Mollis fahren. Als wir uns in der dortigen Kiesgrube befanden, wurden wir durch ein mächtiges Donnern aufgeschreckt. Vom Wiggis her fegte eine grosse Staubwolke über das Tal, und als diese verebbte, sah man, dass ein grosser Bergsturz zwischen Netstal und Näfels niedergegangen war. Das Tal war bis über die Bahnlinie mit Steinblöcken überschüttet und zahlreiche Wiesen lagen unter Schutt begraben.

 

Längst haben Wiesen, Moose und Wald den Schuttkegel überwachsen

 

Ehemalige Deponie am Fusse der Hohlwand
Ehemalige Deponie am Fusse der Hohlwand

 

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