Netschteler Dorforiginal

Von Hans Speck

Bild eines unbekannten Malers: Netstaler Originale am Stammtisch im Restaurant Harmonie. Zu erkennen ist ganz links der „Äbä“ und der zweite von rechts ist der „Zeiger Frigg“. (Bild im Besitze  der Familie Heiri Weber-Wunderlin,).
Bild eines unbekannten Malers: Netstaler Originale am Stammtisch im Restaurant Harmonie. Zu erkennen ist ganz links der „Äbä“ und der zweite von rechts ist der „Zeiger Frigg“. (Bild im Besitze der Familie Heiri Weber-Wunderlin,).

 

Dorf-Originale sind Personen aus der Geschichte unseres Dorfes, die durch ihr unverwechselbares Auftreten, ihre Eigenschaften oder ihr Erscheinungsbild einen hohen Bekanntheitsgrad in der lokalen Bevölkerung erlangt haben und auch nach ihrem Ableben immer noch besitzen. Originale, von denen Netstal vor wenigen Jahren in der glücklichen Lage war, gleichzeitig gleich mehrere zu besitzen, waren die eigentlichen Farbtupfer unter Netstals Dorfbevölkerung.

 

Noch vor wenigen Jahren zählten wir zur gleichen Zeit mindestens fünf dieser Originale. Einige davon waren weit populärer als manche, vermeintliche Persönlichkeiten aus der Wirtschaft, Politik und Kultur. Namen wie der "Äbä“, "Wasserbuch Frigg“, "Zeiger Frigg“, "Schnapser Chäpp“, "Tschatteri Frigg“, "O Süss“, "Chetti uusghängt“ und wie sie alle hiessen, schrieben Dorfgeschichte.

 

Aber auch die holde Weiblichkeit war vertreten. Die älteren Semester unter uns erinnern sich bestimmt noch an das "Sattler Tiidi" und  ds "Tiidi vom Wiis Frigg".

Unser "Sattler Tiidi“ hiess Katharina Stähli und wohnte vis-à-vis des Restaurants Waage an der Hauptstrasse. Viele nannten sie auch "Geissli“. Die Markenzeichen dieser kleinen, beinmageren Dame waren ein schwarzes Beret, mit welchem sie versuchte, ihre Vollglatze zu verstecken; ihre dunkelblauen Stoff-Turnschuhe sowie die unvermeidliche Brissago zwischen ihren Lippen. Dann gab‘s da auch noch das "Tiidi vom Wiis Frigg". Beide waren Bürger von Schwändi und waren Nachbarn des Schreibenden. Allein über das Leben dieses skurrilen Ehepaars könnte man gut und gerne ein Büchlein schreiben.

 

Z’Orgäli tschätterlet

Vielfach trafen sich die Netstaler Originale in ihren Stammbeizen. Eine davon war das Restaurant Raben an der Hauptstrasse. Am runden Tisch sassen eines Tags nebst andern Einheimischen auch der "Orgeler Frigg“ vom Grosshausplatz und der "Tschatteri Frigg“ vom Oberdorf. Beide Protagonisten hatten sich mit Leib und Seele der Bauernsame verschrieben. Nach etlichen "Zweierli Kalterer“ intus und in bester Stimmung sprach unvermittelt der "Tschatteri“ zum "Orgeler“: „Frigg, hol doch diheimed z’Orgäli!“ Schlagfertig, wie der "Orgeler“ war, erwiderte dieser zum völlig verdutzten "Tschatteri“: „Ich cha nüd, es tschätterlet!"

 

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