Wo sind Tanja und Maja?

 

Während der Sommersession im Jahre 2000 sind wir, wie immer am Ende der sechsten Klasse, mit dem Zug unterwegs nach Bern zu einem Besuch bei Ständerat This Jenny im Bundeshaus. Alles läuft wie geschmiert.

Nach dem Bundeshausbesuch gehen die Kinder in der Stadt gruppenweise an die Arbeit. Treffpunkt ist um halb sechs beim Bahnhof. Meine Frau und ich kehren nochmals ins Bundeshaus zurück, wo uns This in die Wandelhalle mitnimmt in der die Parlamentarier, wenn sie nicht im Sitzungssaal sind, untereinander ihre Beziehungen pflegen.  

 

 

 

Privat sitzen wir danach auf der Tribüne des Ständeratssaales und hören und schauen der Arbeit des Rates zu. Dank This habe ich sogar den Fotoapparat dabei und mache ein Bild vom Ständeratsaal. Dies wäre eigentlich nicht erlaubt.

Nach dem Mittagessen mit This geht er wieder an die Arbeit im Bundeshaus, und meine Frau und ich suchen die verschiedenen Sehenswürdigkeiten Berns auf, bei denen wir Gruppen unserer Schüler beim Lösen der Aufgaben antreffen.

   Um halb sechs sind wir beim abgemachten Treffpunkt vor dem Bahnhof. Der Zug fährt in einer Dreiviertelstunde. Valentina kommt zu mir und sagt, dass ihre beiden Partnerinnen Tanja und Maja in die falsche Richtung gelaufen seien, obwohl sie selbst jemanden nach dem Weg zum Bahnhof gefragt hatte. Die beiden seien stur geblieben und hätten nicht auf sie gehört. Immer wieder schaue ich auf die Uhr, doch die beiden kommen nicht. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als meine Frau mit der Klasse nach Hause zu schicken. Ich bleibe in Bern und wende mich an die Polizei im Bahnhof. Freundlich nimmt der Beamte das Signalement der beiden Mädchen auf und gibt es an die Streife weiter, die eine Runde macht. Nach einer Stunde erkundige ich mich wieder, doch niemand hat die beiden gesehen.

   Da noch niemand ein Handy hat, versuche ich beim Telefonautomaten die Eltern von Tanja zu erreichen, doch auch hier habe ich keinen Erfolg. So frage ich am Bahnschalter, ob hier zwei Mädchen vorbeigekommen seien, welche ihre Klasse verloren hätten. Die Frau am Schalter bejaht. Erleichtert fragte ich, was die Kinder danach gemacht hätten. Freundlich erklärt mir die Beamtin, dass der Zugbegleiter des nächsten Zuges nach Zürich die beiden am Schalter abgeholt und zum Zug gebracht habe. Wie ich später erfahren habe, nehmen in Zürich zwei Beamte der Bahnpolizei die Mädchen in Empfang und begleiten sie auf den Zug nach Ziegelbrücke. Dort wartet der Bahnhofvorstand auf dem Perron und bringt die Mädchen zum Glarner Express. Tanja und Maja sind eine Stunde vor mir daheim und erklären meiner Frau, die für jede Zugsankunft zum Bahnhof gegangen ist: "Es war oberlässig!" Für mich war es gar nicht so lässig gewesen, Doch  mein Fazit ist: Es ist nichts Schlimmes passiert und die Leute bei der SBB haben gut reagiert und ihren Job prima gemacht.

 

  Wir fuhren weiterhin mit den sechsten Klassen nach Bern an die Sommersession, doch von da an mit dem Bus. Dieser war billiger als die Bahn und wartete, bis wir alle Schäfchen beieinanderhatten.

 

 

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