Der Panamakanal im Klöntal

Von Kurt Meyer

Der Klöntalersee, bevor er gestaut wurde mit dem Panamakanal (links) und dem natürlichen Abfluss, dem Spältykanal (rechts). Foto: Landesarchiv Glarus
Der Klöntalersee, bevor er gestaut wurde mit dem Panamakanal (links) und dem natürlichen Abfluss, dem Spältykanal (rechts). Foto: Landesarchiv Glarus

Zum Vergleich:

Aufnahme vom 11. Oktober 2021, von der Schwammhöhe aus (Seeabsenkung, s. unten).

(Foto M. Baumgartner)

 

Die Industrialisierung im Kanton Glarus benötigte viel Wasserkraft. So war auch der Löntsch eine wichtige Energiequelle für die aufstrebende Textilindustrie und das Gewerbe in Netstal. Je nach Jahreszeit konnte aber die Kraft des Löntschs nur unregelmässig genutzt werden. Im Winter standen die Wasserräder still, weil aus dem Klöntalersee kein Wasser floss.

 

Der Spältykanal

Etwas verbessert wurde die Situation, als die Spinnerei und Weberei Spälty zusammen mit anderen Fabrikanten 1856 einen Kanal bauen liess, mit dem der See im Winter um über zwei Meter abgesenkt werden konnte. Der sogenannte Spältykanal hatte beim Abfluss eine Staueinrichtung, mit der man im Herbst den See um etwa 50 cm aufstauen konnte. Diese so geschaffenen Reserven ermöglichten es, dass man auch im Winter die Maschinen täglich laufen lassen konnte.

 

Der Panamakanal

Es gab immer mehr Firmen, die am Netstaler Dorfbach das Wasser nutzten. Diese 18 Firmen schlossen sich zur 2. Löntsch-Korporation zusammen. Sie liessen zwischen 1895 und 1898 den Panamakanal erstellen. Panamakanal nannte ihn der Volksmund, weil zur gleichen Zeit in Mittelamerika der Kanal mit diesem Namen gebaut wurde.

Nun konnte der See im Winter um sechs Meter abgesenkt werden. Dies genügte, um die Antriebsräder aller Betriebe am Dorfbach und sogar in Mollis am Tage mit Wasser zu versorgen. Abends um Sechs wurde die Falle am Ausfluss des Klöntalersees geschlossen und am Morgen um drei Uhr geöffnet, damit das Wasser am Morgen um sechs Uhr auch in Mollis wieder genutzt werden konnte.

Die Löntschkorporation verkaufte 1904 ihre Konzession samt Kanaleinrichtungen für 300'000 Franken an die Motor AG. Diese baute das Löntschwerk, nach dessen Fertigstellung der Kanal überflüssig wurde.

 

 

 See-Absenkung zur Feststellung der Restwassermenge 

Blick vom Ende des Panamakanals Richtung Überlaufturm.
Blick vom Ende des Panamakanals Richtung Überlaufturm.

Nach den Sommerferien 2021 wurde der Seespiegel um 16 m abgesenkt. Damit wollte man herausfinden, wie sich der natürliche Löntschabfluss vor der Aufstauung von 1908 verhalten hatte. Durch diese Absenkung wurden die beiden Kanäle vor dem Kraftwerkbau wieder sichtbar. Die Daten aus den Tests der AXPO sollen als Basis für die gesetzlich vorgeschriebene Restwassermenge dienen. Die Tests dauern bis Ende März 2022, so dass im Sommer der See wieder gefüllt sein sollte.

 

 

Auf die Halbinsel zwischen Spälty- und Panamakanal  verlegte man die Schiffanlagestelle vor dem Parkplatz beim Rhodannenberg.

 

 

 

 

Gut sichtbar ist die Absenkung des Seespiegels am Überlaufturm, der ganz im Trockenen steht.

Der  verschlossenen ehemalige Stolleneingang am Ende des Panamakanals.
Der verschlossenen ehemalige Stolleneingang am Ende des Panamakanals.