Netstaler Geschlechter

Die Netstaler Zweifel produzierten Papier

Wappen der Zweifel
Wappen der Zweifel

Bearbeitet von Hans Speck

 

Stammsitz der Glarner Zweifel ist Linthal, wo im Jahre 1518 im neu verfassten Jahrzeitbuch fünf Angehörige erwähnt sind, darunter Fridli, der der Kirche 18 Gulden verehrte. Der ab 1545 in den Akten erscheinende Hans war ein Schwiegersohn von Säckelmeister Hans Wichser, einem glühenden Anhänger und Verehrer Zwinglis. Er gilt als Stammvater aller heutigen Glarner Zweifel, wobei die Nachkommenschaft einer Biltner Linie fraglich ist. Besonders die sechs Söhne von Hans sorgten für eine starke Ausbreitung des Geschlechts, von dem sich bald Zweige in Haslen, Glarus, Netstal, Kerenzen und eventuell Bilten niederliessen. Unter den in Linthal gebliebenen Zweifel sind ferner noch zu erwähnen: Jost (1603 – 1682), der die Landvogteien Thurgau und Rheintal betreute; Heinrich (1622 – 1662), der für die vier äbtischen Schirmorte als Hauptmann in Wil wirkte; Johannes (1665 – 1748), der als Schiffmeister sowie später als Landvogt in Werdenberg amtete; und Jakob (1697 – 1783), der die Glarner Farben im Freiamt vertrat.

 

Die Zweifel von Netstal

Stammvater dieser Linie ist der Linthaler Ratsherr und Kirchenvogt Ludwig (1652 – 1752), der auch als Schiffsmeister tätig war. Sein gleichnamiger Sohn (1724 – 1779) war der Schwager des Papiermüllers Heinrich Weber, von dem er im Jahre 1764 den Betrieb übernahm und damit zum Gründer der Netstaler Papierfarbrikanten-Dynastie wurde. Seine zwei Söhne erwarben im Jahre 1786 und 1794 das Tagwensrecht. Enkel Johann Jakob (1805 – 1883) gründete 1854 mit zwei Teilhabern die Untere Papierfabrik. Der letzte dieser Papierfabrikanten war dessen Enkel, Oberstleutnant Ludwig (1888 – 1953), der der Gemeinde als Präsident und dem Land von 1943 bis 1946 als Nationalrat diente. Andere Nachkommen des ersten Papierfabrikanten wandten sich Handwerk und Gewerbe zu. Einzelne fanden auch Arbeit bei ihren Verwandten in der Papierfabrik.

 

«Papyri» und der Name Zweifel sind eng verbunden

Der Name Zweifel war mit den beiden Papierfabriken im unteren Teil des Dorfes eng verbunden. Tagwenvogt Ludwig Zweifel-Weber hatte eine Enkelin von Heinrich Weber-Walcher (1654 – 1722), des Begründers des Netstaler Papiergewerbes, geheiratet und war 1764 alleiniger Besitzer des bescheidenen Unternehmens. Der Vorname Ludwig hielt sich in der Familie so stet wie bei den letzten französischen Königen aus der Dynastie der Bourbonen die Louis. Es waren zwei prägnante Gestalten, an welche sich die ältesten Netstaler Semester vielleicht noch erinnern. Da war der kraftvolle Oberstleutnant Ludwig Zweifel, von dem man sagt, er sei seinerzeit in der gesamten schweizerischen Papierindustrie der führende Mann gewesen. Sein gleichnamiger Sohn hatte in jungen Jahren die Führung der «Papyri» zu übernehmen und machte sich als Gemeindepräsident um seinen Heimatort und als Oberstleutnant und Nationalrat für unser Land verdient. Er zählte zu den besten Reitern der Schweiz. Sein Sohn Dr. Harry Zweifel dürfte Vaters sportliche Gene erhalten haben. Harry war ebenfalls ein ausgezeichneter Reiter wie sein Vater, dazu Patrouillenführer bei Armeemeisterschaften, Skirennfahrer und Skispringer. Seine grössten sportlichen Erfolge holte sich Dr. Harry Zweifel aber bei Töff-Rennen und vor allem als Autorennfahrer. Wir berichten auf dieser Homepage in der Rubrik «Prominente Netstaler» unter Dr. Harry Zweifel ausführlicher über die grossartigen sportlichen Leistungen von Dr. Harry Zweifel. 

 

Quellenangabe:

Jubiläumsbuch «300 Jahre Papierfabrik Netstal» von G.T. Mandl

Forschungsarbeit «50 alte Glarner Familien» von Dr. Fritz Stucki

 

 

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