Der Weiler Leuzingen

Von Hans Speck

 

Das Dorf Netstal, heutiger Ortsteil der neuen Einheitsgemeinde Glarus, wurde erstmals in Urkunden aus dem 13. Jahrhundert erwähnt und bestand damals aus der Genossame "Leuzingen“, einem Gebiet südlich des Löntsch am gleichnamigen Fussweg nach Glarus. Genossame nannte man auch Weiler. Der Weiler "Löntschen“ umfasste das Gebiet südlich der Geissgasse bis gegen den Grundkopf hin und der Weiler "Netstall“ hatte seine Grenzen nördlich der Geissgasse und beidseitig der Landstrasse bis unterhalb des Bühls. Im Laufe der Jahrhunderte wuchsen diese drei Weiler zum Dorf Netstal zusammen.  

Karte von Netstal 1886
Karte von Netstal 1886
Flugaufnahme vor dem Abbruch der Häuser.
Flugaufnahme vor dem Abbruch der Häuser.

 

Der Weiler Leuzingen

Wohl nur die wenigsten der Bewohner, die heute an der Mattstrasse, am Bürglenweg, am Leuzingenweg, in der Kublihoschet, im Goldigen oder im Wydeli wohnen, wissen, dass ganz in ihrer Nähe vor Jahrzehnten einst ein Weiler namens "Leuzingen“ existierte. Von diesem Weiler blieb nur noch ein Haus übrig. Die anderen mussten dem unaufhaltsamen Wachstum des Mattquartiers in den 50er-Jahren weichen und wurden dem Erdboden gleichgemacht.

 

 

 

Einzig die Strassenbezeichnung "Leuzingenweg“ ist übriggeblieben. Sie verbindet noch heute Netstal mit Glarus und führt am Netstaler Schwimmbad vorbei. Früher war der Leuzingenweg, wie der Name schon sagt, ein schmaler Fussweg.

Weiler Leuzingen vor dem Abbruch der Häuser.
Weiler Leuzingen vor dem Abbruch der Häuser.
Villa Hebdifescht
Villa Hebdifescht

Dass der Weiler "Leuzingen“ in unmittelbarer Nähe der Linth lag und immer noch liegt, ist kein Zufall. Die damaligen Bewohner mussten nämlich ihr Wasser an der Linth oder im nahegelegenen Löntsch holen. Leuzingen war rundum von fruchtbaren Wiesen umgeben und bestand anfangs aus zwei alten, grossen Häusern. Später kamen noch zwei Häuser dazu. Das bekannteste unter ihnen war wohl die „Villa Hebdifescht“. Schon der Name allein sagt eigentlich schon alles zum Zustande dieses markanten Gebäudes nach jahrelangem Zerfall. Trotzdem war dieses baufällige Gebäude bis kurz vor seinem Abbruch bewohnt. Nebst anderen wohnte dort eines der bekanntesten Dorforiginale, der "Drägg-Sepp“.

 

 

Erste Wasserversorgung im Weiler Leuzingen

 

Aus der Geschichte der Wasserversorgung Netstal kann man entnehmen, dass der Weiler Leuzingen einer der ersten im Dorfe war, der einen Trog mit laufenden Waser bekam. Dieses Wasser wurde im Jahre 1620 von Riedern her zu den Häusern geleitet. Die Lieferung der 152 hölzernen "Teuchel“ wurde auf die Häuser-

und Güterbesitzer auf "Leuzingen“ verteilt. Die Tröge selbst waren anfänglich grosse, ausgehöhlte Lärchenstämme, welche erst viel später durch steinerne Tröge ergänzt wurden. Der Weiler Leuzingen wurde auch ausgesprochen als Lütssige, Lützingen (1372), ds dörfly vu Lützingä (1425), Lüützigä.

 

 

 

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