Und immer wieder lockt das Vrenelisgärtli.

Vrenelisgärtli von Süden. Foto: Hans Speck
Vrenelisgärtli von Süden. Foto: Hans Speck

 

 

 von Hans Speck

 

"Ein echter Zürcher besteigt mindestens einmal im Leben das Vrenelisgärtli." Das ist zwar nicht die Meinung aller Zürcher, aber zumindest jener, welche das quadratische, leicht nach rechts abfallendem Schneefeld von Zuhause oder im Büro tagtäglich bei schönem Wetter sehen. Vor allem vom Bürkliplatz aus sieht man das weisse Schneefeld bei schönem und sichtigem Wetter ausgezeichnet. Nicht umsonst nennen die Stadtzürcher das Vrenelisgärtli ihren Hausberg. Deshalb ist die Verlockung bei den Zürchern gross, dieses sagenumwobene Vrenelisgärtli einmal zu besteigen. Allerdings ist die Besteigung dieses prächtigen Berggipfels mit atemberaubender Aussicht kein Zuckerschlecken, und man sollte sich auf die Bergtour gut vorbereiten.

 

 

Zu diesem Thema gibt es eine skurrile Geschichte aus meiner Jugendzeit. Im Alter zwischen 16 und 20 Jahren weilte ich praktisch jedes Wochenende mit meinen Freunden auf der Käsern Alp, ein wahrer Schmelztiegel für die jungen Leute von damals. Im «Negerdörfli», wie das kleine Dorf mit den mit Schindeln bedeckten Fassaden damals genannt wurde, ging praktisch jedes Wochenende die Post ab. Meine Mutter stelle mir einmal die Frage: «Was mached dä ihr immer uff dem Chrottä-Chäsärä?». Meine Antwort «Dett lauft halt immer öppis und mä lernt nüüi Lüüt kännä». Wie ihr Gesichtsausruck zeigte, war meine Mutter mit dieser Antwort offensichtlich nicht ganz zufrieden. Doch zurück zur skurrilen Geschichte:

 

 

An einem Samstagnachmittag fuhr ein froschgrüner VW-Käfer mit Zürcher Nummern im Dörfli ein. Zwei Mädchen und ihr Chauffeur, alles junge Leute im Alter zwischen 17 und 20 Jahren, stiegen aus dem Auto. Ich sass mit meinen Kumpanen wie gewohnt an unserem Stammtisch, bestens versorgt von der Gastgeberin Mutter Gubser, die sich jedes Mal riesig freute, wenn wir Jungs in ihrem Gasthaus einkehrten - kein Wunder, denn der Umsatz dieser heimeligen Beiz stieg während unseres Wochenaufenthalts beträchtlich. Und ob Sie es glauben oder nicht: Der Zürcher Fahrzeughalter kam an unseren Tisch und stellte mir die dämliche Frage: «Können wir mit dem Auto auf das Vrenelisgärtli fahren?». Zugegeben, damit erwischte mich der Fragesteller auf dem linken Fuss. Das schallende Gelächter meiner Freunde brachte mich auf eine ebenso dämliche Antwort: « Das könnt ihr ja versuchen. Allerdings müsst ihr da noch einige Klippen überwinden, und ob Ihr VW-Käfer das mitmacht, ist eine andere Frage. Jedenfalls geht das nur mit Winterpneus, damit ihr den Gletscher überwinden könnt. Im Normalfall wird das Vrenelisgärtli «per pedes» mit Rucksack, Seil und Pickel und vor allem mit einem einheimischen Bergführer bestiegen und nicht befahren. Ich würde auch euch dies sehr empfehlen». Zum Glück haben die drei jungen Zürcherinnen und Zürcher nullkommaplötzlich umdisponiert und mit uns am Abend wacker mitgefeiert.

 

 

 

 

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